Die Grundschule Thalfang, Foto: Christoph Strouvelle


Nach anfänglicher Aufregung ist offenbar alles halb so schlimm wie befürchtet: Nachdem sich der Schulträgerausschuss der Verbandsgemeinde am Mittwochabend den Unterricht an der Grundschule Thalfang wegen Wasserschäden und möglicher Gefährdung der Kinder sowie der Lehrer durch Schimmelbefall gegen eine Weiterführung des Schulbetriebs ausgesprochen hatte, soll am kommenden Montag der Unterricht wieder ganz normal stattfinden.
Das sagen übereinstimmend VG-Bürgermeisterin Vera Höfner und Schulleiterin Nicole Schiffmann am Donnerstagnachmittag nach einem Treffen mit Mitarbeitern des Gesundheitsamts. Lediglich eine der acht Schulklassen muss für einige Zeit in einen separaten Raum wechseln.

Für Donnerstag und Freitag war eine Notbetreuung in Räumen der Realschule plus angeboten worden für Kinder, die von ihren Eltern beispielsweise wegen Berufstätigkeit nicht betreut werden können.

Grund für die Entscheidung des Ausschusses war erheblicher mehrfacher Wassereintritt durch das schadhafte Flachdach im Bereich der Verwaltungsräume der Schule. Laut Schiffmann gibt es die Probleme im Flachdach der Schule bereits seit 2019. Betroffen seien das Lehrerzimmer mit Kopierraum sowie das Büro der Schulleiterin.
Dort waren erstmals Wasserflecken aufgetreten, bis im April dieses Jahres die Deckenplatten runtergefallen waren. Regenwasser sei in den Computer gelaufen, persönliche Papiere unwiederbringlich durch die Feuchtigkeit zerstört worden, sagt Schiffmann. In den Herbstferien mit seinen starken Regenfällen war die Situation offenbar eskaliert.

Erneut waren erhebliche Mengen Wasser durch die Decke gekommen, so dass Schiffmann am ersten Schultag nach den Ferien wieder ein durchnässtes Büro vorgefunden hat.

Grundschule Thalfang  „Das Trauerspiel hat sich angekündigt“

„Endlich tut sich was“, sagte Kai Lukas, Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule, als er von der vorübergehenden Schließung des Schulgebäudes erfahren hatte. „Es ist traurig, dass es soweit kommen musste. Die Problematik war schon lange bekannt.“ Er habe sich schon länger gefragt, ob in dem Gebäude überhaupt Unterricht möglich sei. „Das Trauerspiel hat sich angekündigt.“

Michelle Maier hat zwei Kinder, die die Grundschule besuchen. Die Probleme mit eindringendem Wasser hat sie mitbekommen. Ihr sei aber nicht bewusst gewesen, dass eine Schimmelbelastung im Raum stehe. „Das ist vollkommen falsch angegangen und unterschätzt worden“, sagt sie. Eine Mutter hatte am Tag vor der Sitzung bereits gesagt, bei mehreren Gelegenheiten, bei denen sie dieses Jahr in der Schule gewesen sei, habe das Büro der Schulleiterin vollgestanden mit Eimern, die das Wasser auffangen. „Da muss doch mal was passieren.
Die Feuchtigkeit sucht sich ihren Weg, somit ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie in den Klassenräumen ankommt, in denen unsere Kinder sitzen.“

Keine Anzeichen für Gesundheitsgefährdung

Doch die Befürchtungen waren offenbar unberechtigt. „Es gibt keine Anzeichen, dass es eine Gesundheitsgefährdung für die Klassen gibt“, sagt Höfner nach dem Treffen mit Mitarbeitern des Gesundheitsamtes. Der Verwaltungstrakt bleibt allerdings vorläufig geschlossen, bis Messungen ergeben haben, ob die Raumluft mit Schimmelsporen belastet sind, ebenso ein Klassenraum, in dem in der Vergangenheit schon mal Wasserschäden aufgetreten waren. Schiffmann hatte ihr Büro schon vorher. Wo das Lehrerzimmer künftig sein wird, ist noch unklar.

Zum Eklat kam es in der Sitzung des Schulträgerausschusses, als Höfner in Anwesenheit zahlreicher Lehrer der Grundschule als Zuschauer die Problematik aus ihrer Sicht darlegte. Die Probleme begleiteten die VG bereits mehrere Jahre, überraschenderweise sei wieder ein Wasserschaden in den Herbstferien aufgetreten. Der Dachdecker habe den Schaden angeschaut, ein Loch müsse abgedichtet werden. Was bei Schiffmann zu dem Ausbruch „Ich platze gleich“, führte. „Wir sprechen davon, dass seit 2019 immer wieder Schäden auftreten. Die Decke in meinem Büro kam runter“, sagte sie. Am 20. Juni seien Proben in der Decke entnommen worden, die die stark überhöhten Ergebnisse an Sporenbelastung gezeigt hatten. „Da kann mir keiner erzählen, dass keine Sporen in der Luft sind“, sagte sie und forderte Raumluftmessungen, die seinerzeit aus Kostengründen nicht erfolgt seien. „Wenn wir Ihnen egal sind, dann denken Sie wenigstens an die Kinder“, sagte sie in Bezug auf das Lehrerkollegium. Was Schiffmann zusätzlich erboste: Das Gutachten habe sie nicht erhalten, über die Ergebnisse sei sie nicht informiert worden, sondern beides habe sie sich in den vergangenen Tagen selbst besorgt. „Das ist eine Gefährdung von uns“, sagte sie. „Das ist eine Frechheit.“

Sehr emotionale Diskussion über die Situation an der Schule

Höfner entgegnete, „Wir sind selbst erschrocken über die Situation. Wir brauchen eine Lösung“, sagte sie und kündigte an, diese in der kommenden Sitzung des Bauausschusses zu beraten.

Was den Widerstand der Mitglieder des Ausschusses hervorrief, die nahezu einhellig forderten, sofort zu handeln. Sätze wie „Das ist massiv Scheiße gelaufen“, „Die Gesundheit der Kinder muss Vorrang haben, koste es was es wolle“, „Es ist nicht verantwortbar, Schulbetrieb stattfinden zu lassen“, „Es ist vertuscht worden auf Kosten der Kinder“ dominierten die sehr emotional geführte Diskussion.

Sandra Adam von der SPD, praktizierende Ärztin in Thalfang, sagte, sie könne nicht verstehen, dass man erschrocken sei, da die Probleme schon lange bekannt seien. Zudem wies sie auf mögliche Gesundheitsgefährdungen wie Lungenschäden hin, die langfristig durch Schimmelsporen entstehen könnten. Einen Gutachter zu beauftragen, um eine Lösung zu finden dauere zu lange, war die einhellige Meinung. „Wir haben als VG-Rat versagt, auch ich“, zeigte Richard Pestemer erhebliche Selbstkritik. Der schloss sich der Erste Beigeordnete Detlef Jochem an: „Ich will nicht sagen, es ist verschlampt worden, aber es ist verzögert worden. Den Schuh müssen wir uns anziehen.“

Höfner wies die Vorwürfe, dass etwas vertuscht worden sei, zurück. „Alle haben sich bemüht, eine Lösung zu finden. Es ist nichts unter
den Tisch gekehrt worden.“ Allerdings gab sie ein „Kommunikationsdefizit“ zu. Ausschussmitglieder hatten beklagt, nicht ausreichend informiert worden zu sein.

Schiffmann hatte ein Gutachten in Bezug auf mögliche Schimmelsporen angefordert, das im Sommer erstellt worden sei. In der Decke sei die Menge an Schimmelsporen erheblich überschritten gewesen. Es gebe dafür einen Grenzwert im Tausenderbereich, ermittelt worden sei ein Wert von 1,4 Millionen.

Laut dem Gesundheitsamt habe die Messung im Büro der Schulleiterin und des Lehrerzimmers im Sommer keine Schimmelbelastung in der Raumluft ergeben, sagte Stefanie Rodermund, Pressesprecherin der Kreisverwaltung. In der Sitzung des Ausschusses noch widersprüchliche Aussagen erklärte Höfner damit, dass die Messungen der Belastung in Raumluft und Deckenmaterial durcheinandergekommen seien.