Trierischer Volksfreund, von Bernd Wientjes, 04. Februar 2025
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Land lehnt generelles Verbot von Handys an Schulen ab

Befürworter eines Verbots an Schulen versprechen sich weniger Mobbing und mehr Konzentration. Dennoch wird es vorerst keine
landeseinheitliche Regelung geben.
In Kanada, Frankreich und Großbritannien ist das Handy an vielen Schulen tabu. Australien hat unter 16-jährigen Jugendlichen sogar die Social-Media-Nutzung komplett verboten. Und in Deutschland? Hier ist grundsätzlich noch alles erlaubt, sofern nicht einzelne Schulen eigene Pläne verfolgen. Geht es nach dem hessischen Kultusminister Achim Schwarz (CDU) soll sich das aber ändern. Er setzt sich für ein bundesweites Handyverbot an Schulen ein. Eine solche Regelung könne Lehrkräfte von der permanenten Kontrolle entlasten, so sein Argument. Der Widerspruch ließ nicht lange auf sich warten.

Handyverbot: Welche Regeln in Rheinland-Pfalz gelten

Aus Rheinland-Pfalz kommt nun ein klares Nein zum Vorstoß des hessischen Kollegen. „Ein generelles Verbot von Handy und Smartphones an Schulen halten wir weder für zielführend noch für praktisch umsetzbar“, erklärt das SPD-geführte Bildungsministerium auf Anfrage.
Richtig eingesetzt, können Smartphones sogar eine Bereicherung beim Lehren und Lernen sein. Den Schulen sei es aber möglich, „den missbräuchlichen Einsatz von Handys und Smartphones im Unterricht zu sanktionieren“, so das Bildungsministerium.

Handyverbot in rheinland-pfälzischen Schulen auch jetzt schon möglich

Auch ein Verbot ist jetzt schon erlaubt. Und zwar dann, wenn es die Schulen selbst verhängen. „Diese Vorgabe ist ausreichend und hat sich in Rheinland-Pfalz bewährt“, erklärt ein Ministeriumssprecher.
Damit wird es also weiter keine landesweite Regelung geben, allerdings hat das Ministerium den Schulen ein Muster für eine Art
Handy-Schulordnung bereitgestellt. Darin heißt es etwa, dass alle Handys während der gesamten Unterrichtszeit ausgeschaltet und
außer Sichtweite verwahrt werden müssen. Während Klassenarbeiten könnten diese auch eingesammelt werden.
Eine Studie der Universität Augsburg kam kürzlich zu dem Schluss, dass von Handyverboten tatsächlich positive Effekte ausgehen
können, nicht nur auf die Lernleistung. Demnach könnten die Verbote insbesondere Probleme wie Mobbing reduzieren – also das soziale Wohlbefinden erhöhen. Weitere Forschung sei allerdings nötig. Und die Medienkompetenz der Kinder und Jugendlichen müsse gefördert werden, so die Studie.


Was sagen Eltern zur Handyverbot Diskussion in Rheinland-Pfalz?

Der rheinland-pfälzische Landeselternbeirat zeigt sich auf Anfrageoffen für neue Regeln. Mobilgeräte dabei zu haben, sollte erlaubt
bleiben – jedoch ausgeschaltet, sagt Robert Stoffers, Sprecher des Landeselternbeirats. Vorbildlich dafür sei etwa das Projekt der
Handygarage. Schüler müssten dazu ihr Handy morgens abgeben und bekämen es im Bedarfsfall oder eben nach Schulschluss wieder. „Ich hoffe, dass es fortgesetzt und ein Modell für die gesamte Schule wird“, so Stoffers.
Dieses Modell hat etwa auch das Thomas-Morus-Gymnasium in Daun eingeführt. Dort müssen Schüler der Klassen fünf bis neun ihr Handy in ein Schließfach packen oder zu Hause lassen. Reiner Schladweiler, Regionalelternsprecher aus Trier, sieht in einem kompletten Verbot auch praktische Probleme: Schüler ohne Handy könnten ihre Eltern nicht informieren, wenn etwa die Bahn nicht komme oder Busfahrer streikten.

CDU fordert einheitliche Regelung auf Bundesebene

Der Oppositionsführer im rheinland-pfälzischen Landtag, die CDU, wünscht sich eine bundeseinheitliche Regelung zur Handynutzung.
„Sollte es nicht dazu kommen, fordern wir die Landesregierung dazu auf, für eine landesweite Regelung zu sorgen“, sagte die
bildungspolitische Sprecherin der CDU, Jenny Groß, auf Anfrage. Wie genau diese Regelung aussehen soll, erklärte sie allerdings nicht.
Schulen, Elternvertretungen und Bildungsverbände müssten miteinbezogen werden. „Wir brauchen klare Regeln für alle und
müssen den Druck und mögliche Konflikte von den Schulen wegnehmen“, so Groß.