Multiprofessionelle Teams an Schulen seien der Schlüssel für die Lösung aller Probleme, wenn, ja wenn nur mehr Zeit zur Verfügung stünde. Das leuchtet durchaus ein, wirft aber die grundlegende Frage auf, wie diese zusätzliche Zeit personalisiert werden soll. Fakt ist: Der Großteil der Lehrkräfte ist weiblich und arbeitet immer häufiger in Teilzeit - meist im Tandem mit einem Partner, der ebenfalls berufstätig ist. Alle Rechte für Beschäftigte mit Kindern werden geltend gemacht und Rücksicht auf die familieneigene Zeitplanung gefordert. Die Arbeit muss, bitte schön, auf so und so viele Tage beschränkt sein, dies geht nicht und jenes schon gar nicht. Der Stundenplan muss sich um diese Leitpfosten schlängeln. Vertretungspläne sind angesichts so vieler Vorgaben und unverschiebbarer Termine nur noch schwer erstellbar. Über Überforderung durch „schwierige Kinder und Verhältnisse“ wird ohnehin ständig geklagt, als wäre "veränderte Kindheit“ nicht seit dreißig Jahren Thema. Und so kommen schnell eigene Krankheitstage hinzu, die die Situation weiter eskalieren lassen. Zusätzliche Zeit für Austausch, Runde Tische, Zusammenarbeit steht nicht auf der familienorientierten Agenda. Ebenso wenig für Ganztagsschulen. Und viele Kolleginnen setzen alles daran, an Halbtagsschulen versetzt zu werden, wo der Schulträger am Nachmittag für die Personalisierung der Betreuten Grundschulen samt Vertretung zuständig ist.

 

Veränderte Schulkonzepte helfen in dieser Situation wenig. Die Frage ist, wie lange man mit diesem Personalkonzept Schulen noch am Laufen halten kann.

 

Die unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Ansprüche überschneiden sich im Lebensraum Schule und erweisen sich als nicht kompatibel. Der Personaleinsatz muss am Bedarf orientiert sein, nicht umgekehrt. Wer als - zumal beamtete - Lehrkraft arbeiten will, muss wissen - und können - was verlangt wird. Mit Fortführung der rücksichtsvollen Doppelverdiener-Familien-Teilzeitstrategie werden wir nicht nur bald keine Klassenleitungen mehr finden, sondern können von einer den erheblichen Herausforderungen entsprechenden Schule nur weiter träumen.