ADHS ist durch drei Kernsymptome - eine Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit (Aufmerksamkeitsstörung), der Impulskontrolle (Impulsivität) und der Aktivität (Hyperaktivität) - gekennzeichnet. Die Verhaltensauffälligkeiten treten immer früh in der Entwicklung auf, gewöhnlich in den ersten fünf Lebensjahren und sind in mehreren Lebensbereichen (z.B. Familie und Kindergarten) gleichzeitig zu beobachten. Obwohl beide Klassifikationssysteme voraussetzen, dass die hyperkinetischen Symptome in mehreren Lebensbereichen auftreten, können die Auffälligkeiten in den verschiedenen Lebensbereichen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Typischerweise treten die Symptome stärker in solchen Situationen auf, in denen von den Kindern oder Jugendlichen eine längere Aufmerksamkeitsspanne erwartet wird, bspw. im Unterricht, bei den Hausaufgaben oder bei den Mahlzeiten. Anzeichen der Störung können in sehr geringem Maße oder gar nicht auftreten, wenn sich das Kind in einer neuen Umgebung befindet, wenn es nur mit einem Gegenüber konfrontiert ist oder wenn es sich seiner Lieblingsaktivität widmet, selbst wenn diese in vermehrtem Maß Aufmerksamkeit erfordert (z.B. Computer- oder Legospiel). Das Fehlen von Symptomen in der Untersuchungssituation ist daher auch kein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Störung nicht vorliegt.
Nach dem internationalen Klassifikationssystem (International Classification of Diseases, ICD-10) wird eine ADHS diagnostiziert, wenn die drei Hauptsymptome nebeneinander in mindestens zwei Lebensbereichen in ausgeprägter Form auftreten. Im US-amerikanischen System (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, DSM-IV) geht man differenzierter vor: Hier unterteilt man in einen Mischtyp, welcher alle drei Hauptsymptome gleich stark aufweist und der ICD-10 entspricht, in einen überwiegend unaufmerksamen Typ (Hyperaktivität/Impulsivität sind wenig ausgeprägt) und einen überwiegend hyperaktiv-impulsiven Typ (Aufmerksamkeitsstörung ist wenig ausgeprägt).
Aufmerksamkeitsstörungen - Ablenkbarkeit
Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen fallen in der Regel durch erhöhte Ablenkbarkeit, Konzentrationsmangel, Abbruch von Tätigkeiten und Vermeiden von Anforderungssituationen auf. Besonders stark ausgeprägt sind die Anzeichen, wenn ihnen Aufgaben vorgegeben werden (z.B. Schularbeiten) oder Regeln einzuhalten sind. Aber auch Spielen oder Beschäftigungen wie Malen oder Basteln mögen die betroffenen Kinder häufig nicht, solche Aktivitäten strengen sie zu sehr an und es fehlt ihnen die Geduld.
Kinder mit einer beeinträchtigten Aufmerksamkeit machen häufig Flüchtigkeitsfehler bei Hausaufgaben oder anderen Arbeiten, sind nachlässig gegenüber Details. Sie scheinen nicht zu hören, was gesagt wird, sind empfänglich für äußere Reize/Ablenkung, können Aufgaben schlecht strukturieren, sind vergesslich und verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Situationen notwendig sind (z.B. Stifte, Sportzeug).
Impulsivität – Unüberlegtes Handeln
Kinder mit beeinträchtigter Impulskontrolle verhalten sich impulsiv, d.h. sie handeln ohne nachzudenken. Sie sind ungeduldig und platzen ständig in Gespräche oder Spiele anderer hinein. Sie können nur schwer warten, bis sie an die Reihe kommen. Sie reden unüberlegt, viel, ungebremst und wechseln oft das Thema.
Impulsive Kinder ordnen sich schlecht in eine Gemeinschaft ein und stören meist die geregelten Abläufe in Familie, Kindergarten und Schule. Sie haben zudem oft Probleme, Mimik und Gestik ihres Gegenübers einzuschätzen. Sie fühlen sich schnell bedroht und provoziert. Dieses impulsive Verhalten wird häufig mit Aggressivität gleichgesetzt.
Heftige Stimmungsschwankungen, eine allgemeine starke Reizbarkeit, Distanzlosigkeit, Dazwischenreden und Wutausbrüche über geringfügige Ursachen (Frustrationsintoleranz) sind ebenfalls mögliche Zeichen einer gestörten Impulskontrolle.
Hyperaktivität – Übersteigerter Bewegungsdrang
Besteht ein starker Bewegungsdrang in Verbindung mit motorischer Unruhe, spricht man von Hyperaktivität. Bei einer Hyperaktivität sind die Kinder stets in Aktion. Sie fuchteln ständig mit Händen und Füßen herum oder rutschen auf dem Stuhl hin und her, sind insgesamt unruhig und – auch in unpassenden Situationen wie z.B. im Schulunterricht - dauernd in Bewegung. Sie haben große Schwierigkeiten, still zu sein und fallen häufig durch übermäßig lautstarkes Spielen auf. Die Kinder sind zudem oft experimentierfreudig, haben eine schlechte Risikoeinschätzung und schlafen wenig. Bei Jugendlichen vermindert sich in vielen Fällen die motorische Unruhe deutlich, während Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen oft fortbestehen.
Fachliche Unterstützung: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Tobias Banaschewski, Mannheim (DGKJP)
Quelle: Neurologen und Psychiater im Netz
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